Harald Zeiss Speaker Keynote Hotel Sterne Qualitätsmanagement

Schlechtes Klima: Hotels, die früher handeln, gewinnen

Wie die Fachzeitschrift Tophotel berichtet, erklärt Prof. Dr. Harald Zeiss im Monotalk vom 11. September 2025, wie der Klimawandel Reiseverhalten und Angebote verändert und welche Chancen sich für die Hotellerie eröffnen.

Was sich bereits verändert

Der Klimawandel ist im Alltag der Branche angekommen. In den Alpen fehlt verlässlich Schnee, in Städten drücken Hitzewellen auf das Erlebnis, an Küsten steigen die Risiken für Infrastruktur und Sicherheit. Gleichzeitig buchen Gäste kurzfristiger, weichen auf kühlere Jahreszeiten aus und suchen Regionen mit angenehmem Klima. Dieser Shift eröffnet Spielräume. Frühling und Herbst rücken nach vorn, nördlichere und höher gelegene Regionen werden stärker nachgefragt. Der Trend zur sogenannten Coolcation ist spürbar und bringt auch Mittelgebirgen wie dem Harz, dem Bayerischen Wald oder dem Allgäu neue Aufmerksamkeit.

Fünf Hebel für Hotels und Destinationen

Für Betriebe heißt das: weg von starren Saisonlogiken, hin zu Angeboten, die das ganze Jahr tragen. Waldbaden, Retreats, regionale Küche, gute Indoor-Erlebnisse und verständliche Informationen zur Anreise ohne Auto schaffen Stabilität, wenn das Wetter kippt. Auf der Fläche helfen Beschattung, Dach- und Fassadenbegrünung sowie Regenwassermanagement. Im Energiebereich können Photovoltaik, Wärmepumpen oder Nahwärme Kosten und Emissionen senken. Wichtig ist die Haltung hinter all dem. Wer transparent zeigt, was schon umgesetzt ist und wo man noch lernt, gewinnt Vertrauen. Mitarbeitende spielen dabei eine Schlüsselrolle. Schulungen und Austauschformate machen sie zu glaubwürdigen Botschaftern gegenüber den Gästen.

Nachhaltigkeit endet nicht am Hoteleingang. Entscheidend ist die Wertschöpfungskette. Regionale Lebensmittel, Kreislaufdenken im Betrieb und Partnerschaften vor Ort erhöhen Qualität und Resilienz. Der Blick in die Praxis zeigt, dass es funktioniert. Häuser wie der Tannerhof in Bayern oder das Biohotel Rupertus in Leogang leben konsequente Nachhaltigkeit und werden genau dafür geschätzt.

Kooperation zahlt sich aus

Kooperation macht den Unterschied. In der Lüneburger Heide hat das Institut für nachhaltigen Tourismus gemeinsam mit der Lüneburger Heide GmbH das Projekt Klimapraxis umgesetzt. Ziel war es, Gastgeberinnen und Gastgebern konkrete Schritte zu erleichtern, vom Umstieg auf erneuerbare Energien über ein stimmiges Frühstücksangebot bis zur Gästekommunikation. Der partizipative Ansatz auf Augenhöhe hat mehrere Betriebe zu sichtbaren Vorreitern gemacht. So entstehen regionale Netze, die Angebote verbinden, etwa mit Landwirten, Tourist-Informationen und Mobilitätsanbietern.

Nachhaltiges Reisen bedeutet auch Lenkung statt Verzicht. Wer Besucherströme digital steuert, Alternativrouten empfiehlt und Nebensaisons attraktiv macht, entlastet Hotspots. Fernreisen werden bewusster geplant, Aufenthalte eher länger, Qualität wichtiger als Masse. Für die DACH-Region ist das eine Chance. Häuser mit klarem Profil, guten Netzwerken und einer authentischen Geschichte werden profitieren. Wer heute investiert, stärkt Wettbewerbsfähigkeit und Widerstandsfähigkeit für morgen.

Weitere Informationen finden Sie in der Quelle: Tophotel, Monotalk, Ausgabe 9 aus dem Jahr 2025, Gespräch mit Stefanie