Tourismus in die USA: Prof. Zeiss analysiert aktuelle Entwicklungen und den „Trump-Effekt“

Die Tourismuszahlen für die USA weisen jüngsten Berichten zufolge einen spürbaren Rückgang auf. Donald Trump kommentierte dies während einer Pressekonferenz mit „No big deal“. Doch wie sind diese Entwicklungen tatsächlich zu bewerten? Vorläufige Daten der US-Einreisebehörden für Februar und März deuten auf einen signifikanten Besucherrückgang aus diversen Herkunftsländern hin. Stellt dies eine direkte Reaktion auf die Politik der aktuellen US-Administration dar?

Für eine fundierte Einschätzung dieser komplexen Fragestellung verweisen wir auf ein aufschlussreiches Interview im Deutschlandfunk Sonntags Spaziergang. In diesem Gespräch erörtert Laura Kingston mit Prof. Dr. Harald Zeiss, Tourismusforscher an der Hochschule Harz und unserem Institut, die aktuellen Zahlen und deren vielschichtige Hintergründe.

In seiner Analyse im Interview geht Prof. Zeiss zunächst auf die Interpretation der Rohdaten ein. Er bestätigt zwar die signifikanten Rückgänge von über zehn Prozent, verweist jedoch auf einen wichtigen statistischen Aspekt – die unterschiedliche Lage des Osterfestes im Vergleich zum Vorjahr – der eine direkte Vergleichbarkeit der Monatszahlen relativiert und bei der Interpretation berücksichtigt werden muss. Darüber hinaus zeigt die Analyse von Prof. Zeiss länderspezifische Unterschiede auf: Die Rückgänge sind nicht homogen, sondern fallen insbesondere in Ländern mit ausgeprägter Kritik an der US-Politik, wie Deutschland, Frankreich und Kanada, besonders deutlich aus. Dies legt einen Zusammenhang zwischen politischer Perzeption und Reiseentscheidungen nahe. Weiterhin werden die Auswirkungen von Grenzkontrollen und Reisehinweisen thematisiert. Prof. Zeiss bewertet, inwiefern Berichte über verschärfte Grenzkontrollen und die Ingewahrsamnahme europäischer Reisender, auch vor dem Hintergrund der geänderten Reisehinweise des Auswärtigen Amtes, die Reisebereitschaft beeinflussen. Ein besonderer Fokus seiner Ausführungen liegt auf der differenzierten Betrachtung von Geschäfts- und Privatreisen, wobei er erläutert, warum Unternehmen aufgrund ihrer Fürsorgepflicht und der wahrgenommenen strengeren Auslegung von Einreisebestimmungen zögerlicher agieren. Abschließend diskutiert Prof. Zeiss das Verhalten von Reisenden, einschließlich Berichten über eine zunehmende Selbstzensur in sozialen Medien, sowie langfristige Perspektiven für den USA-Tourismus, die Rolle von ökonomischen Faktoren wie dem Dollarkurs und die Frage, ob alternative Destinationen wie Kanada profitieren könnten.

Zeiss bietet in dem Gespräch eine differenzierte und wissenschaftlich fundierte Analyse der aktuellen Situation, die über pauschale Bewertungen hinausgeht. Er beleuchtet die komplexen Wechselwirkungen zwischen politischen, wirtschaftlichen und soziokulturellen Faktoren, die das Reiseverhalten beeinflussen.

Für eine vertiefende Auseinandersetzung mit dem Thema empfehlen wir Ihnen das vollständige Interview:

Das Gespräch mit Prof. Dr. Harald Zeiss, geführt von Laura Kingston, wurde im Deutschlandfunk Sonntags Spaziergang am 04. Mai 2025 ausgestrahlt und steht hier zum Nachhören bereit:

Interview-Link mit dem Deutschlandfunk