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Prof. Zeiss in ZDF Dokumentation

Für die Dokumentation „Wachgeküsst – Urlaub mal wieder in Deutschland“ begeben sich die Autorinnen Sandra Aïd, Ada von der Decken und Frauke Ludwig auf die Suche nach kleinen Paradiesen in Deutschland und begleiten deutsche Urlauber im eigenen Land, und das auch mal abseits der bekannten Touristenpfade.

Der Film zeigt, dass auch der Harz, die Ostseeregion Kappeln an der Schlei, selbst das Berliner Umland große Chancen haben auf eine anhaltende touristische Zukunft. Der Tourismusexperte Prof. Harald Zeiss, Experte für Nachhaltigkeit und internationalen Tourismus an der Hochschule Harz, wagt für solche Regionen eine vielversprechende Prognose: „Die wirklichen Gewinner sind meines Erachtens die Lagen, die gar nicht so bekannt waren vorher, die sogenannten B-Lagen. Denn auf die sind jetzt ganz viele Menschen aufmerksam geworden und haben sie kennengelernt. Und dort entsteht jetzt wieder so ein Anschub, der dazu führen wird, dass man in Zukunft mehr hinreist. Auch weil so viel mehr Menschen in Deutschland Urlaub machen werden.“ 

Die Dokumentation kann unter folgendem Link in der Mediathek des ZDF angesehen werden: LINK

#reisebewußt

Aktuell liegt die Tourismuswirtschaft brach. Kein Wunder, das Coronavirus zwingt zu Enthaltsamkeit bei der Mobilität und den Kontakten mit anderen Menschen. Da fällt Urlaub flach.

Der DRV hat sich im Ausschuss Nachhaltigkeit Gedanken gemacht, wie es nach der Krise weitergehen wird. Sehr viele Menschen warten nur darauf, endlich wieder unterwegs zu sein. Aber können wir zurück zum Status Quo Ex Ante? Oder benötigen wir eine neue Form des Reisens.

Dafür gibt es viele Impulse. Der DRV stellt in der neuen Kampagne viele Tipps vor, wie ein bewußteres Reisen in Zukunft gelingen kann. Lassen Sie sich überraschen!

Start ist am 12. März 2021

Herausforderung Pools und Nachhaltigkeit

Zu einem Strandurlaub gehören nicht nur der Strand und das Hotel, sondern auch ein oder mehrere Pools. Eigentlich ist das überraschend, denn in den meisten Fällen lädt ein Meer zum Baden ein. Aber unsere Gesellschaft tickt da anders: Für einen gelungenen Urlaub sollte sowohl eine Option für das Baden in Süßwasser wie auch in Salzwasser vorhanden sein.

Das Betreiben eines Pools ist keine leichte Aufgabe. In der Regel benötigt ein Schwimming-Pool viel Energie. Und für die Wasseraufbereitung kommen Chlor und anderen Chemikalien zum Einsatz. Kann man heutzutage Pools nicht auch nachhaltig oder zumindest nachhaltiger betreiben?

Ohne Chemie geht’s kaum

Chlor, dessen typischen Geruch man aus öffentlichen Schwimmbädern kennt, kommt häufig auch in konventionellen Hotelpools zum Einsatz. Dabei gäbe es Alternativen in Form von Schwimmteichen, bei denen das Wasser chemiefrei durch die spezielle Bepflanzung auf natürliche Weise gereinigt und aufbereitet wird.

Allerdings ist das in Hotelanlagen häufig nicht oder nur eingeschränkt möglich. Zum einen benötigt man den entsprechenden Platz für die Vegetation, zum anderen muss der Pool auch eine hohe Anzahl von Badegästen – inclusive Sonnencreme und Schminke, die sich im Wasser ablöst – verkraften können.

Leider fühlen sich nicht nur wir Menschen im angenehm temperierten Poolwasser wohl. Mit Hilfe der Desinfektion wird man ungebetene Gäste wie Mikroorganismen oder Keime schnell und vor allem zuverlässig los, denn Hotels müssen für höchste Sicherheit und Hygiene beim Schwimmbadwasser garantieren. Gerötete Augen und trockene Haut sind sichtbare Zeichen eines zu hohen Chemikalien-Einsatzes.

Aber was tun gegen überschüssiges Chlor im Wasser? Wer nicht warten will, kann Natriumthiosulfat verwenden. Es wirkt als Reduktionsmittel, das freie Radikale neutralisiert. Im Schwimmbecken entfernt es überschüssiges Chlor. Ganz ohne Chemikalien kommen große Hotelpools also nicht aus. Es sei denn, sie werden statt mit Süßwasser mit Salzwasser betrieben. Aber dann können die Gäste auch gleich ins Meer zum Baden.

Solarenergie für den Pool

Immerhin ist die Frage nach der Energiegewinnung gelöst. Zum einen werden die Betriebsmaschinen wie die Umwälzpumpen immer effizienter, zum anderen haben viele Hotels bereits eine Energieversorgung mithilfe von Photovoltaik. Dann, wenn der Pool am meisten beansprucht wird – tagsüber bei Sonnenschein – liefern die Paneelen die notwendige Energie. Ganz umweltfreundlich.

Darüber hinaus gibt es erprobte Lösungen zur Gewinnung von Warmwasser. Hier kommen Solaranlagen zum Einsatz, die das Wasser ohne zusätzlichen Strombedarf erwärmen – allein aus der Kraft der Sonne. Dies ist bei gut ausgerichteten Anlagen auch noch bis in den Herbst möglich. Vorausgesetzt natürlich, dass auch die Sonne scheint.

Corona – eine Chance für mehr Nachhaltigkeit?

Das Corona-Virus hat die ganze Welt im Griff und kaum ein Tag vergeht, an dem es keine schlechten Nachrichten aus der Tourismusbranche gibt. Länder verbieten – zu recht – das Reisen und somit bleiben den Hoteliers und Gaststätten, Ausflugsanbietern und Kreuzfahrtschiffen die Urlauber aus. Auch der Geschäftsreisemarkt ist fast vollständig zum Erliegen gekommen, genauso wie der internationale Flugverkehr.

Dabei liebt die Normalität nur einige Wochen zurück und bereits jetzt stellen sich einige bang die Frage, was vom Tourismus nach der Krise übrig bleibt, wenn viele Reiseveranstalter, Reisebüros und Leistungsträger Insolvenz anmelden müssen. Oder wenn die Urlauber aufgrund von Gehaltskürzung durch Kurzarbeit und Selbstständige ohne Einkommen bei den Reisebuchungen künftig weniger Geld für Urlaub in der Tasche haben.

Da bleibt wenig Hoffnung auf positive Nachrichten und Effekte, die aus der Corona-Krise folgen könnten. Aber es gibt tatsächlich schon einige Stimmen, die laut überlegen, ob der Tourismus nicht aus der Krise lernen könnte und sich eine stärkere Widerstandskraft gegen derartige Ereignisse antrainieren könnte. Vor allem die geringe Liquidität und die prekären Arbeitsbedingungen spielen bei diesen Überlegungen eine Rolle, aber auch die Globalisierung des Flugverkehrs, der nur der Spiegel unserer schneller-höher-weiter-Gesellschaft ist.

Könnte die Corona-Epidemie am Ende auch zu einem nachhaltigeren Tourismus führen?

Was wären die Weichen, die gestellt werden müssten, um der Welt dauerhaft eine Verschnaufpause zu gönnen? Die Delfine, die es wieder in der Bucht von Venedig gibt, sind nur ein Beispiel der positiven Nachrichten aus der Presse. Aber sie sind vielleicht auch ein guter Indikator für die Zukunft, dass wir stärker auf die Notwendigkeit eines sanfteren Tourismus achten.

Im Geschäftsreisemarkt werden heute schon die größten Veränderungen erwartet. Sehr viele Arbeitnehmer sind aufgrund von Homeoffice-Vorgaben zu Videokonferenz-Spezialisten geworden. Diese Fertigkeiten werden nach Wochen der Praxis so schnell nicht wieder abgelegt und künftig auf eine größere Bereitschaft der Nutzung stoßen. Hier ist auch der Hebel am größten, denn schneller und umweltfreundlicher geht es anderswo nicht.

Ob sich die erholungsuchenden Urlauber künftig an den Computer setzen um den Strand zu genießen, darf gerne bezweifelt werden. Was man jedoch erwarten kann ist, dass Menschen größere Gruppen instinktiv vermeiden werden – zumindest so lange es keine funktionierende Impfung gibt. Das wäre fatal für den Massentourismus, der sich genau über dieses Kriterium definiert. Gewinner werden kleine Hotels und Gaststätten sein, die den Wunsch nach Individualität und Abgrenzung am besten umsetzen können. Auch die Kreuzfahrt wird mit massive Anfangsschwierigkeiten rechnen müssen, bis das Virus vollständig unter Kontrolle ist.

Was bleibt am Ende? Sicherlich eine deutliche Verbreitung von Hygienevorschriften und Desinfektionsspendern in öffentlichen Bereichen. Vielleicht werden wir an Flughäfen ein Temperaturmessgerät genau so sehen wie den Ganzkörperscanner, an den sich die Flugreisenden seit 9/11 gewöhnt haben. Dass wir Flüssigkeiten nicht mehr ins Flugzeug nehmen dürfen, ist hinlänglich bekannt. Dass wir künftig im Flugzeug Masken tragen vielleicht noch Utopie, aber vermutlich schneller unser Alltag als vielen heute bewußt ist.

Auf jeden Fall werden wir mit der nächsten Pandemie schneller und professioneller umgehen, nachdem weltweit gelernt und verstanden wurde, auf was es ankommt.

Im Zweifel steht die Gesundheit der Menschen immer über der Gesundheit der Wirtschaft.

Und die Wirtschaft ist gut beraten, sich darauf einzustellen, und die eigene Widerstandskraft für die Zukunft auszubauen. Wer allerdings die Krise übersteht, der wird wachsen können, auch weil der ein oder andere Mitbewerber nicht mehr am Markt sein wird.

Nachhaltigkeit im Urlaub spielt noch keine große Rolle

In einem Interview in der Süddeutschen Zeitung (mehr zum Nachlesen hier) bemängelt der Klimaforscher Stefan Gössling, dass die Gesellschaft den Klimawandel viel zu lange nicht ernst genommen hat. Und dass die Anstrengungen im Tourismus – ob es nun das Wiederbenutzen von Handtüchern im Hotel oder die Seife aus dem Spender ist – nur an der Oberfläche des Problems kratzen.

Gössling fordert ein radikales Umdenken, damit in der Zukunft günstige Energiepreise nicht weiter zu einer verantwortungslosen Verschwendung führen und neue Technologie eine Chance erhalten.

Destinationen müssen viel strukturierter an der Tourismusentwicklung arbeiten und sich eigene Grenzen setzen. Ein ‚immer mehr‘ führt zu einem Raubbau an den Ressourcen und leitet die Entwicklung vor Ort fehl. Wenn das Problem in den Urlaubsländern nicht gelöst wird, müssen die Reisenden mehr Verantwortung übernehmen. In diese Richtung zielen auch die Aktivitäten der Fridays-for-Future Bewegung. Jeder hat es selbst in der Hand, wie man künftig Urlaub machen möchte.

Eine aktuelle Umfrage des Portals Travelzoo zeigt jedoch, dass für die meisten Deutschen das Thema Nachhaltigkeit keine entscheidende Rolle bei der Reiseplanung spielt (mehr Infos hier). Nur 10 Prozent der Teilnehmer der Umfrage planen ihren Urlaub mit Blick auf die ökologischen und sozialen Auswirkungen der Reise. Klassische Faktoren wie das Reiseziel, der Preis oder das Wetter waren den meisten deutlich wichtiger.

Immerhin sieht mehr als ein Viertel eine Veränderung und denkt, dass sich das Verhalten in der Zukunft ändern wird. So ist ein Großteil bereits heute bereit, einen Teil der Schäden durch Kompensation wieder gut machen zu wollen. Allerdings ist auch bekannt, dass zwischen dem was Menschen gerne machen würden und dem, was sie dann auch tatsächlich tun, ein großer Unterschied ist. Es bleibt also abzuwarten, ob die Befragten ihren Worten auch Taten folgen lassen.

Nachhaltiger verreisen

5 Tipps für einen nachhaltigeren Urlaub:

Tipp 1

Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute doch so nahe liegt: Muss es wirklich eine Fernreise sein? Abgesehen von den höheren Kosten und der anstrengenderen Anreise, dem Zeitverlust im Flieger und der Zeitverschiebung vor Ort, stellt sich die Frage, warum es denn genau in die weite Ferne gehen soll? Locken türkisfarbenes Wasser und weiße Strände? Die findet man auch schon am Mittelmeer. Kurzum: wer nur zum Füße hochlegen um die halbe Welt fliegt, sollte sich noch mal Gedanken machen, ob das wirklich nötig ist. Erholung findet man schon in nächster Nähe. Und kann ganz entspannt anreisen.

Tipp 2

Lieber länger bleiben als häufiger verreisen: Der Trend ist eindeutig. Urlaube werden kürzer, aber dafür fährt der Deutsche häufiger weg. Oder fliegt. Das ist nicht gut für die Umwelt, denn die Reise an den Urlaubsort verursachen meist hohe CO2-Emissionen. Nachhaltiger wäre, weniger zu verreisen und länger am Ort der Wahl zu verbringen. Das entschleunigt und reduziert die CO2-Emissionen.

Tipp 3

Wählen Sie eine Unterkunft mit einem Umweltzertifikat: Fragen Sie in Ihrem Reisebüro nach einem nachhaltigen Hotel. Dort wird man Ihnen Alternativen anbieten, die mit Wasser sorgsam umgehen, Energie sparen und weniger Essen wegwerfen. Gerade in den Urlaubsländern sind viele Ressourcen knapp. Während Ihres Urlaubs sollte mit diesen entsprechend sorgsam umgegangen werden. Das hilft der Umwelt und Ihnen beim Entspannen.

Tipp 4

Kompensieren Sie Ihre Flugreise: Sie wollen oder müssen fliegen? Dann kompensieren Sie Ihre Flugreise. Fakt ist, dass jeder Flug zum Klimawandel beiträgt. Das ist auch nicht mehr rückgängig zu machen. Aber Sie können helfen, Ihre CO2-Emissionen im Globale Süden wieder einzusparen. Gemeinnützige Organisation wie MyClimate oder atmosfair bauen mit Ihrem Geld effizientere Öfen oder Solaranlagen. So können Sie für mehr Klimagerechtigkeit sorgen und machen nicht Urlaub auf Kosten von anderen.

Tipp 5

Die Verantwortung sollte im Urlaub mitreisen: Jeder hat es selbst in der Hand. Daheim würden Sie auch den Abfall trennen, Flaschen recyceln und das Licht ausmachen, wenn Sie das Zimmer verlassen. Leider bleibt bei vielen Urlaubern die Verantwortung daheim wenn es in den Urlaub geht. Man möchte es sich mal so richtig gut gehen lassen und auf nichts Rücksicht nehmen. Das ist aber leider nicht nachhaltig. Also Augen auf und mitdenken: im Urlaub muss die Verantwortung mitreisen.

MDR fragt: Wie reist man klimafreundlich?

Prof. Zeiss beantwortet Fragen zu nachhaltigem Urlaub. Bei den aktuellen hochsommerlichen Temperaturen erscheint ein Urlaub im Süden immer weniger attraktiv. Aber auch aus Klimaschutzgründen überlegen sich immer mehr Urlauber, ob sie überhaupt mit dem Flugzeug verreisen sollten. Mehr dazu im Video hier.